Entwicklung einer urbanen Radkarte für die topographisch bewegte Metropole Wuppertal, mit eigenständig konzipierten Routen in drei Streckenmodi und dem Fokus auf Alltagsmobilität.
„Radfahren ist in Wuppertal doch unmöglich – bei dem Verkehr und dann noch die Berge!“ So und ähnlich lauten vorherrschende Meinungsbilder einer breiten Bevölkerungsschicht in unserer Stadt. Als routinierte Alltagsradler sind wir da anderer Meinung und wollen anhand unseres Kartenprojekts zeigen, dass man sich mit dem Rad problemlos durch die bergische Metropole bewegen kann.
Analysiert man die Charakteristika vorhandender Radkarten aus der Perspektive des Alltagsradlers, so werden schnell folgende Schwächen deutlich:
Existente Radkarten sind mit ihren oft überdimensionalen Flächenmaßen für eine Nutzung des Radlers unterwegs wenig geeignet. Mit dem Fokus auf eine überregionale Abbildung sind gewählte Maßstäbe für eine innerstädtische Orientierung und präzise Navigation völlig unbrauchbar. Die Überfrachtung durch eine endlose Informationsdichte erschwert zudem einen verständlichen Zugang und stellt einen sinnvollen Gebrauch dieser Karten generell in Frage. In der Regel handelt es sich oftmals um ‚getarnte Autokarten‘, auf denen farblich prägnant markierte Autobahnkreuze dominieren und eingezeichnete Radrouten eher eine Nebenrolle spielen.
Wir haben ‘Radkarte‘ also noch einmal neugedacht. Dabei herausgekommen ist eine schlanke, leicht verständliche Radkarte für den urbanen Raum, wie sie bis dato für Wuppertal nicht existiert:
Aus Perspektive des Alltagsradlers entwickelten wir ein handlich-praktikables Kartenformat, beschränkten Informationselemente auf die wesentlichen, d.h. aus Sicht des Radlers relevanten Parameter: Parkhäuser, Ponyhöfe und Autobahnauffahrten sind in der Urban Bike Map nicht zu finden. Stattdessen stehen nun wichtigere Elemente, wie bspw. Radabstellanlagen oder der nächste Radhändler im Vordergrund.
Kuratiert durch ortskundige Alltagsradler entwickelten wir ein eigenes, dreistufiges Routensystem, welches eine Navigation unter Berücksichtigung von Steigung, Verkehrsdichte und vorhandener Infrastruktur gemäß den individuellen Bedürfnissen des Radlers ermöglicht. Ein so entstandenes flächendeckendes Routennetz gewährleistet ein zielorientiertes Radeln in der Stadt und verknüpft zentrale Ver- und Anbindungspunkte, wie bspw. öffentliche, kulturelle und universitäre Einrichtungen, den Einzelhandel, Ausgehviertel, Zugänge an vorhandene Radtrassen und den Übergang zum ÖPNV.
Das Design der Karte ist einfach, klar und verständlich gehalten. Eine zeitgemäße Farb- und Formsprache unterstreichen den positiven Bezug und die zukunftsorientierte Rolle des Radfahrens im urbanen Umfeld. Konzeption und Aufbau der Karte sehen zudem eine modulare Erweiterung im Hinblick auf städtische Randgebiete sowie detailiertere Stadtteilkarten vor.
Über die Umsetzung der Urban Bike Map als haptisches Printmedium hinaus, sind ergänzend geplant: Ein korrespondierendes Leitsystem mit entsprechender Beschilderung und Fahrbahnmarkierung im Stadtbild sowie eine Übertragung der Karte in digitale Form, bzw. in eine mobile Smartphone-Applikation.
Medienspiegel zum Projekt:
“Wuppertal soll eine Stadt für “Alltagsradler werden” – WZ Wuppertal, 26.März 2015
Text: Markus Ohligschläger & Christoph Grothe